Öffnung der Berliner Mauer vor 25 Jahren - SELK: Gedenkgottesdienst in Berlin-Mitte
Am 9. November 1989 wurde - für viele Menschen immer noch wie ein Wunder - die Berliner Mauer, die 28 Jahre lang eine gewaltsame Zerteilung Berlins darstellte, plötzlich und unerwartet in beiden Richtungen durchlässig. Damit wurde der Wunsch und das Sehnen vieler Menschen Wirklichkeit.
Die politische Situation hatte sich Mitte 1989 nicht nur in der damaligen DDR stark verändert. Trotzdem glaubte kaum jemand an eine kurzfristige grundlegende politische Veränderung.
Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Gemeinde in Berlin-Mitte - als einzige Gemeinde der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche in Ost-Berlin - hatte ihr Kirchgebäude und das Pfarrhaus nur etwa 100 Meter von der sichtbaren Berliner Mauer entfernt. Die Gemeinde war ein Anlaufort für Gemeindeglieder der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) aus West-Berlin und aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland, standen doch beide Kirchen, die heute in der SELK vereinigt sind, in Kirchengemeinschaft.
Im Oktober hatte die Gemeinde noch eine Gemeindegruppe aus Radevormwald unter Leitung ihres Pfarrers Horst Krüger, damals Propst im Sprengel West der SELK, zu Besuch. "Solche Gemeindebesuche waren für unsere Gemeinde immer eine große Freude, aber sie waren immer nur in einer Richtung möglich", sagt Dr. Ewald Schlechter, Kirchglied der SELK-Gemeinde in Berlin-Mitte und langjähriger Kirchenrat der SELK.
Sofort nach der Öffnung der Mauer am 12. November 1989 besuchten Gemeindeglieder aus Berlin-Mitte die Nachbargemeinden der SELK in West-Berlin. Das Ziel war meistens die Paulusgemeinde am Kranoldplatz, denn die überwiegende Zahl der Glieder dieser Gemeinde gehörten vor dem Bau der Berliner Mauer zur Gemeinde Berlin-Mitte, der ehemaligen Süd-Gemeinde.
Die Kirchenleitung der SELK und das Oberkirchenkollegium der Evangelisch-lutherischen (altlutherische) Kirche in der DDR hatten schon immer engen Kontakt, sodass sehr schnell aus der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche in der DDR und dem Kirchenbezirk im ehemaligen West-Berlin der neue Sprengel Ost der SELK wurde.
In Dankbarkeit über diese Entwicklung und alle anderen Möglichkeiten, die sich seit Öffnung der Mauer und damit der Wiedervereinigung Deutschlands für die Menschen ergeben haben, soll am 9. November um 17 Uhr in der Evangelisch-Lutherischen Kirche der SELK-Gemeinde Berlin-Mitte ein Dank- und Gedenkgottesdienst gefeiert werden, insbesondere auch, um die Bedeutung dieses Tages zu verdeutlichen.
In diesem Dankgottesdienst wird einer der letzten Zeitzeugen aus der Reihe der damaligen Berliner Pfarrer, der emiritierte Bischof der SELK, Dr. Jobst Schöne, D.D., der seinerzeit sofort aus Hannover nach Berlin gekommen war, predigen. Bis zu seiner Amtseinführung 1986 war Bischof i.R. Dr. Schöne Superintendent des Kirchenbezirks Berlin-West und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen St. Mariengemeinde Berlin-Zehlendorf, wo er heute wieder Gemeindeglied ist.