Predigtarbeit als Schwerpunkthema -
Sprengelpfarrkonvent Ost der SELK tagte in Jauernick
Vom 3. bis zum 5. November tagte im St. Wenzeslaus-Stift Jauernick-Buschbach (bei Görlitz) der Sprengelpfarrkonvent Ost der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), der alle Pfarrer der Kirchenbezirke Lausitz, Berlin-Brandenburg und Sachsen-Thüringen der SELK umfasst.
Themenschwerpunkte waren die Homiletik (Predigtlehre), Bericht und Austausch über die Situation des Evangelisch-lutherischen Missionsbistums von Finnland und eine "Generaldebatte über Zustand und Weg der SELK".
Pfarrer Dr. Daniel Schmidt (Groß Oesingen) referierte über "Rhetorik in der Predigt". Spitzensätze wie "Eine Rede, die den Hörer nicht überzeugen will, will nichts erreichen" oder "Eine Predigt, die zu lang ist, ist nicht genügend vorbereitet - Wer kein Ziel hat, redet ziellos weiter" sorgten für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff.
Bischof Hans-Jörg Voigt (Hannover), D.D., gab im zweiten Hauptreferat Einblicke in seine "Predigtwerkstatt" und erläuterte "Praktische Aspekte zur gegenwärtigen Predigtarbeit". Die Konventualen wurden dadurch nicht nur zu einer theologischen Debatte über Notwendigkeit und Durchführung der Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium angeregt, sondern hörten auch, dass die Predigt nicht nur unterhalten dürfe, sondern sogar unbedingt auch unterhaltsam sein solle.
Als besonders willkommen geheißener Gast nahm der Bischof des Evangelisch-lutherischen Missionsbistums Finnlands, Risto Soramies, am Konvent teil. Er berichtete über Geschichte und Gegenwart der lutherischen Kirche Finnlands und die Hintergründe, die zur Entstehung des Missionsbistums führten. Soramies machte eindrücklich deutlich, dass in der finnischen Volkskirche, zu der nominell noch 97 Prozent der Finnen gehören, deren Gottesdienste aber nur etwa 1 Prozent der Kirchglieder besuchen, mittlerweile "Gleichberechtigung" an die Stelle der Evangeliumsbotschaft von der Rechtfertigung des Sünders durch Jesus Christus allein aus Gnade getreten sei. Selbstsäkularisierung, Feminisierung, Genderisierung und Liberalisierung der finnischen Volkskirche hätten 2013 die Einrichtung des Missionsbistums um des Evangeliums willen zwingend nötig gemacht. Heute umfasst das Bistum, das nominell noch Teil der Volkskirche ist, bereits 32 Gemeinden. Der finnische Bischof appellierte eindringlich an die Konventualen, am bisherigen Weg der SELK als schrift- und bekenntnisgebundener, konfessionell-lutherischer Kirche festzuhalten. Die strukturelle Kirchwerdung des Missionsbistums sei, so Soramies, nur eine Frage der Zeit.
Bei der mit Spannung erwarteten "Generaldebatte zu Zustand und Weg der Kirche" ergab sich Gesprächsbedarf vor allem zu den Themenkreisen "Säkularisierung - wie können wir uns dieser Herausforderung stellen?", "Überalterte Gemeinden - welche Perspektiven gibt es?", "Distanziert-kritische junge Erwachsene - wie kann die Kirche diesen Personenkreis wiedergewinnen?", "Profil und Identität der SELK - wie können wir unseren Kirchgliedern die lutherische Identität wieder lieb und wert machen?".
Bei der abendfüllenden, "tagesordnungsfreien" Debatte kamen die Konventualen in gute, geistliche und weiterführende Gespräche.
Zustimmend gehört wurde das Votum von Bischof i.R. Dr. Jobst Schöne D.D., Berlin, die SELK müsse unbedingt ihr Augenmerk auf eine bessere, professionellere Öffentlichkeitsarbeit legen, da sich immer wieder zeige, dass viele diese Kirche nicht kennen. Der Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg ist kirchenweit der einzige, der mit Pfarrer Markus Büttner einen Beauftragten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat. Selbst auf gesamtkirchliche Ebene fehlt ein Beauftragter.
Auch die Frage, welche Relevanz die Unterschiede der Übersetzung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses in der Fassung von 1971 "empfangen durch den Heiligen Geist" im Unterschied zur alten Fassung "empfangen ist vom Heiligen Geist" haben, war Gesprächsgegenstand. Diese sehr spezielle und gute Vorbereitung voraussetzende Debatte wurde nach einer Initial-Gesprächsrunde auf die folgenden Kirchenbezirkspfarrkonvente vertagt.
Der Sprengelpfarrkonvent, der insbesondere der Stärkung der geistlichen Gemeinschaft der Pfarrer eines Sprengels dienen soll, unternahm eine Exkursion nach Herrnhut, dem historischen Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine und ließ sich fachkundig über Geschichte und Gegenwart dieser allerdings faktisch in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aufgegangenen Freikirche unterrichten.
Andachten und der Konventsgottesdienste strukturierten den Tagesablauf.
Die Konventualen waren sich einig, dass das römisch-katholische St. Wenzeslaus-Stift, bereits zum dritten Mal Tagungsort des Sprengelpfarrkonvents Ost, ein idealer Tagungsort sei, an dem man sich wohlfühlen könne. Nicht zuletzt, weil die SELK hier eine besondere ökumenische Gastfreundschaft genießt, die sich auch in kaum zu unterbietenden Preisen zeigt. So wurde beschlossen, dass auch der nächste der alle zwei Jahre stattfindenden Sprengelpfarrkonvente vom 1. bis zum 3. November 2016 wiederum im St. Wenzeslaus-Stift Jauernick stattfinden soll.
Der Sprengel Ost der SELK umfasst drei Kirchenbezirke, 28 hauptamtliche Ordinierte, zwei ehrenamtliche Pastoren, drei weitere Pfarrer a.D., zwei Missionare, den Missionsdirektor, 12 Emeriti, 27 Pfarrbezirke, 77 Gottesdiensteinheiten und 6.331 Kirchglieder. Leitender Geistlicher im regionalbischöflichen Amt ist seit 2007 Propst Gert Kelter (53), Pfarrer der Heilig-Geist-Gemeinde Görlitz.
Quelle: SELK-News