Kandidaten für das Bischofsamt vorgestellt – Wahl auf der Sonderkirchensynode in Stadthagen
Auf der Sonder-Kirchensynode vom 19.-21. April dieses Jahres muss ein Bischof gewählt werden, da die Amtszeit des jetzigen Inhabers, Pfarrer Hans-Jörg Voigt, ausläuft. Neben Bischof Voigt stellt sich Pfarrer Markus Nietzke, Hermannsburg, zur Wahl in das Leitungsamt unserer Kirche. Bitte begleiten Sie diese Wahl in Ihrem Fürbittengebet:
Bischof Hans-Jörg Voigt, D.D. stellt sich vor: 
Gott hat mich in den Dienst als Pfarrer berufen und die pastoralen Aufgaben in der Gemeinde machen mir immer wieder Freude. So sehe ich die Zukunft gelassen.
Zugleich aber bin ich auch gern Bischof. Ich fühle mich nicht amtsmüde und würde diesen Dienst gern weiter tun. Meine liebe Frau hat mir ihre Unterstützung zugesagt.
Das Jahr 2017 hat mir Gelegenheit geboten, mich in Vorträgen neu in das Leben Luthers einzuarbeiten. Kirchengeschichte hat mich immer interessiert. Über eine fächerübergreifende Lehrveranstaltung an unserer Hochschule zu „Seelsorge und Psychotherapie“ bin ich auch mit Seelsorge befasst.
1962 wurde ich in Dresden geboren und getauft. Ich bin Gott dankbar, dass er mich über die Jugendarbeit zum Theologiestudium geführt hat. Mein Vikariat begann 1989 in Cottbus, wo ich 1991 ordiniert wurde. Es folgte die Entsendung nach Greifswald. Dort mit der Gemeinde einen Kirchenneubau zu gestalten, hat mich sehr geprägt. 2001 wurde ich zum Superintendent gewählt. 2003 berief mich die Kirchenleitung zum Leiter der Vikarsausbildung.
Im Jahr 2006 wurde ich in Hannover als Bischof eingeführt. Auf internationaler Ebene wählte mich der Internationale Lutherische Rat 2012 zum Vorsitzenden. Ich bin meiner Ehefrau und unseren vier Kindern sehr dankbar, dass sie mich unterstützt haben.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich gern mit bildender Kunst. Ich male und schnitze gern, spiele ein wenig Gitarre und wir lieben Deisterwanderungen.
Das Bischofsamt verstehe ich als Dienst an der Einheit der Kirche. In dieser Verantwortung habe ich gelernt, dass die Leitung der Kirche Teamwork ist. Hier gilt es zuzuhören, Vorschläge aufzugreifen und wieder zuzuhören. Der Polarisierung zu wehren und das Gespräch zu ermöglichen, ist wesentlich. Wir benötigen in unserer Kirche fortgehend missionarische Impulse. Dabei hat gelingende Gemeindearbeit die größte missionarische Ausstrahlung. Meine Frage ist, wie wir das Evangelium weitersagen können, auch den Menschen, die zu uns kommen?
Zudem müssen wir als Kirche in der vor uns liegenden Dekade mit zwei gegenläufigen Entwicklungen umgehen: Es gilt das Abnehmen an bezahlter kirchlicher Arbeitskraft für die Gemeinden lebbar zu gestalten und dennoch wachsen zu wollen. Zugleich brauchen wir dringend theologischen Nachwuchs, für den unsere Hochschule in Oberursel sehr wichtig ist.
Vor meinem inneren Auge steht die Zukunft einer lutherischen Bekenntniskirche, die sich klar erkennbar an die Heilige Schrift und das lutherische Bekenntnis gebunden hat und die zugleich ökumenisch gesprächsfähig ist und offen für Menschen die zu uns kommen.
Pfarrer Markus Nietzke stellt sich vor: 
"Warten auf Gott!" Das ist mein Lebensmotto. Voller Zuversicht und Hoffnung darauf warten, wie Gott wirkt, bis hinein in einzelne Lebensdinge. Gott wirkt! Das durfte ich erleben: Als Kind eines Missionars in Afrika, als Missionar in Gifhorn, als Missionsdirektor. Ich erlebe es als Pastor. Wie? Gott schenkt durch sein Wort und seine Gaben Menschen Zuversicht Trost und Hoffnung - in Freud und Leid.
Ich bin verheiratet mit Gisela; wir haben drei Kinder und ein Pflegekind und wohnen in Hermannsburg. Sofern ich Bischof werde, würde ich gern meinen Wohnsitz in Hermannsburg beibehalten und bei Bedarf im Kirchenbezirk mitarbeiten. Zu meinen Interessen gehören Schattenspiele, Scherenschnitte, ein Garten und Miniatur-Bücher. Ich lese gerne in alten Kirchen- und Missionsblättern.
Andrew Murray (Warten-Können auf Gott), C.S. Lewis (Wie wird über den christlichen Glauben verständlich gesprochen?) und Bo Giertz (von ihm habe ich sehr viel als Pastor gelernt!) waren bisher wichtige Impulsgeber auf meinem Lebensweg.
Unsere Kirche und ihre Gemeinden verstehe ich als ‚Herberge‘ und sehe mich als einen Wegbegleiter von vielen für Menschen mit einzigartigen Lebenserfahrungen und unterschiedlichen Lebensentwürfen.
Die SELK ist eine Kirche mit ‚Potenzial‘! Gott wirkt in ihr und durch sie viel Gutes. Als möglicher Bischof möchte ich mehr Dynamik statt Statik erleben. Dankbar möchte ich ein bescheidener, hinhörender Bischof sein, der positive und negative Kritik annehmen kann. Selbst möchte ich gar nicht so viel reden. Wenn, dann positiv über den Glauben und die Kirche. Nur das Negative in allem zu sehen – so etwas lähmt mich.
Eine der großen Herausforderungen der SELK ist der Strukturwandel. Ich möchte mit anderen dazu Mut machen, die ungewohnten Wege kreativ zu beschreiten. Zuviel Optimismus? Wie sieht die Realität in unserer Kirche ‚in echt‘ aus? Da gibt es Fragen nach dem ehrlichen Umgang mit säkularisierten Menschen unter uns. Es gibt Finanznöte. Dann: Bildung liegt mir am Herzen: Herzensbildung! Wie reden wir angemessen vom Glauben? Gott hat allen Gemeindegliedern in der Taufe Fähigkeiten gegeben, die teils brachliegen, manchmal, weil ihnen kaum Raum gegeben wird. Sehr komplizierte ethische Fragen möchte ich mit anderen zusammen klären und Lösungen finden, die die Menschen um uns herum ernst nehmen und ihnen gut tun.
Zur Ökumene: Als lutherische Kirche verstehen wir unser Bekenntnis als die Mitte der Konfessionen. Daher möchte ich gemeinsame Wegstrecken mit Partnern in anderen Kirchen in der Welt zurücklegen und nur ungern einsame Wegstrecken beschreiten.